Mittwoch, 14. Januar 2009

Gelesen: Kate Morton - Das geheime Spiel

Mit 14 Jahren tritt Grace ihren „Job“ als Dienstbotin im Hause „Riverton Manor“ der alten adelsfamilie Hartford an.

Kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges ist in der englischen Adelsgesellschaft die Welt noch in Ordnung.

Die Dienstboten, auch Grace, wissen wo ihr Platz ist und verrichten untertänig ihre Aufgaben.

Grace, ein Einzelkind einer Alleinerziehenden Mutter, die ebenfalls vor ihrer Geburt Dienstmädchen in Riverton war, weiss nichts über ihren Vater. Die Mutter blockt ab und verschlisst sich und ihre Vergangenheit vollständig. Grace schnappt immer wieder Aussagen über ihre Mutter auf, braucht aber viele Jahre, um die Fäden zusammenzubringen. Als sie die Geschichte entschlüsselt hat, ist es zu spät die Mutter zu befragen.


Aber das ist nicht das einzige Geheimnis, welches auf den Leser wartet.

75 Jahre hat Grace die Geschehnisse aus der Sommernacht im Jahre 1924 mit sich herumgetragen, in der der junge Dichter Robert Hunter sein Leben verliert und mit niemanden darüber geredet.

Als sie merkt, dass sie nicht mehr lange Leben wird und durch die Recherche einer Regisseurin, die einen Film über die Hartfort Schwestern dreht, ist die Vergangenheit sehr präsent und sie möchte das Geheimnis nicht ins Grab nehmen. (Wie ihre Mutter)

Wir erleben den Verfall der Familie, begleiten sie durch die Kriegsjahre und beobachten die frühen 20er Jahre in London.

Eine spannende Zeit und die Autorin schafft es gut, die Zeit lebendig darzustellen.

Mit ihren Personen gelingt es nicht ganz so gut.

Die alte Grace und die junge Grace bekomme ich gar nicht übereinander, beide sind mit symphatisch, aber beide bleiben auch ein bisschen blutleer.

Hannah ist die Heldin, auch ihre jüngere Schwester hat ein detailliertes Profil und ist eine interessante Nebenfigur.


Einiges ist langatmig, einiges wirkt aufgesetzt und konstruiert, maches Rosamundes Pilgaresk.

Was nervte: Ihre Mutter hatte keine wirkliche Beziehung zu ihrer Tochter, Grace kann auch keine zu ihrer Tochter aufbauen.

Wirkte sehr konstruiert und schien nur als Aufhänger zu dienen, den Enkel ins Spiel zu bringen.

Völlig unglaubwürdig war für mich, dass Grace es schafft noch Karriere zu machen, vom total verhuschten Dienstmädchen zur Archäologin, selbst wenn die Finanzierung des Studiums später aufgeklärt wird.

Zuviele unnötige Nebengeschichten. Die Pflegerin im Heim brauchte kein Mensch.

Der kleine Überraschungsmoment zum Ende, dass die Tochter von Hannah auftaucht, bzw. ihre Enkelin .


Was mir gefallen hat: eine Liebesgeschichte die glücklich endet, eine die unglücklich endet.


Vermutlich hätte ich das Buch lieber im Sommer und im Urlaub gelesen, eine Zeit in der ich mich besser einer Geschichte hingeben kann und sie nicht kritisch von allen Seiten beäuge.

Hier fragte ich mich immer wieder, ohne es zu wollen, ist das wirklich gut geschrieben oder gleitet es gerade zu arg ins Pilgareske ab?

Ein besserer Verlag hätte hier wohl mehr rausholen können, so wird es als Massenware untergehen. Zu Recht.

Wer die Zeit mag, ist hier bestens bedient, wer es schafft das Buch unkritisch wegzuschmöckern, wird recht gut unterhalten.

Zurück bleibt bei mir nichts, es wird seinen Platz im einer der Bücherwände finden und vergessen werden.


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